Homöopathie als selbstverständlicher Teil der integrativen Medizin
Integrative Medizin – dieser Begriff steht für die in vielen Arztpraxen bereits ganz alltägliche Verbindung von Schulmedizin und Komplementärmedizin wie der Homöopathie. Unter bestimmten Voraussetzungen finanzieren die gesetzlichen Krankenkassen ihren Versicherten eine integrative Behandlung, zum Beispiel mit homöopathischen Arzneien.
In der Forschung beschäftigen sich Wissenschaftler im Kontext der integrativen Medizin mit zentralen Fragen: Worauf zum Beispiel basiert die Wirkung pflanzlicher Präparate, wie sie ergänzend bei der Krebstherapie eingesetzt werden können? Welchen Einfluss hat die Ernährung auf Krankheiten wie rheumatoide Arthritis? Was leistet Akupunktur bei Stress und Schmerzen? Dazu hat sich unter anderem in Baden-Württemberg ein Forschungsnetzwerk der Universitätskliniken Heidelberg, Tübingen, Ulm und Freiburg gegründet. Ziel des „Akademischen Zentrums für Komplementäre und Integrative Medizin“ (AZKIM) ist es, die Versorgung der Patienten im Hinblick auf die Integrative Medizin zu verbessern und konventionelle Therapien mit wissenschaftlich fundierten Ansätzen aus der Naturheilkunde und der Komplementärmedizin zu unterstützen.
An der Uniklinik Freiburg gibt es seit 2008 das Uni-Zentrum Naturheilkunde, das jährlich rund 5000 Beratungen durchführt. Patienten mit chronisch entzündlichen Erkrankungen, dazu gehören Morbus Crohn, Multiple Sklerose, rheumatoide Arthritis oder weitere Autoimmunerkrankungen, Asthma und Neurodermitis, Fibromyalgie, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen und Tumorerkrankungen, aber auch funktionelle Störungen wie Reizdarm, werden hier von speziell in der Komplementärmedizin ausgebildeten Fachärzten behandelt. Einen Lehrstuhl für Naturheilkunde und integrative Medizin gibt es unter anderem seit 2004 an der Universität in Essen. Diese Forschungseinrichtung kooperiert mit der Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin und der zugehörigen Ambulanz für Naturheilkunde, Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) und Traditionelle Indische Medizin (TIM) an den Kliniken in Essen. Kooperationen gibt es zudem im Bereich der Onkologie und Senologie sowie mit dem interdisziplinären Brustzentrum, der Klinik für Gynäkologie und der gynäkologischen Onkologie. In ihrem Fortbildungsangebot setzt der Lehrstuhl in Essen einen Schwerpunkt auf folgende Fragen: Wie können Patienten motiviert werden, an ihrem Heilungsprozess mitzuarbeiten? Wie lassen sich durch Naturheilverfahren Nebenwirkungen minimieren und mehr Lebensqualität erreichen?
Auch in der Klinik der Berliner Charité verstehen die Ärzte die integrative Medizin als Brückenschlag zwischen Schulmedizin und Komplementärmedizin. Hier gibt es eine Hochschulambulanz für Naturheilkunde, in der mit wissenschaftlichen Methoden Schulmedizin und etablierte Verfahren wie Naturheilkunde, TCM und Homöopathie kombiniert werden. Ziel ist, eine umfassende und individuelle Medizin als Forschungsgegenstand zu etablieren und dabei die ganz auf den Patienten ausgerichtete, beste Therapieform zu finden. Außerdem sollen so Nebenwirkungen reduziert werden. Über die Ergebnisse ihrer Arbeit berichtet die Hochschulambulanz der Charité regelmäßig in internationalen medizinischen Fachzeitschriften. Wichtig sind den Berliner Ärzten das Gespräch und die Beziehung zwischen Arzt und Patient, eine vor allem nebenwirkungsarme Therapie und die Sensibilisierung der Patienten für einen Therapieansatz, der auf die Selbstheilungskräfte setzt. Dabei wenden sie unter anderem Homöopathie bei vielfältigen Symptomen an: In speziellen Sprechstunden richten sie sich an Patienten mit typischen Beschwerden in Folge des Älterwerdens, an Menschen mit ungewollter Kinderlosigkeit, an Personen mit Stress-Symptomen oder Schlaflosigkeit, Übergewicht, Arthrose, Krebserkrankungen und Problemen mit Bluthochdruck. Die Berliner Ärzte stehen auch zur Verfügung, wenn sich Patienten eine Zweitmeinung zu integrativen Therapien wünschen.
Einen Forschungsschwerpunkt setzte das Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Charité dabei auf die Homöopathie-Forschung. Die Ergebnisse dieser Forschung zeigen, dass Patienten in der ambulanten Versorgung von der Behandlung mit Homöopathie profitieren. Die Mediziner kommen zu dem Ergebnis: Sie lässt sich gut mit konventionellen Therapien kombinieren.